Abschluss-Ausstellung Stipendium Kunstverein Donnersberg

Der Kunstverein Donnersberg lädt ein zur Abschluss-Ausstellung unserer Stipendiatin 2017 Susanne Maurer vom 17.2. bis 24.2.2018 im evangelischen Gemeindehaus, Kirchenstraße 13 in Obermoschel.
Vernissage am 17.2.2018 um 16 Uhr


Mehr zu Susanne Maurers Aufenthalt in Obermoschel in diesem Artikel, erschienen in Rheinpfalz Lokale Kultur am 19. Oktober 2017

Impulse ohne Waschmaschine

Werkstattbesuch bei der Stipendiantin des Kunstfördervereins Donnersberg,
Malerin Susanne Maurer

VON MARIE-LOUISE FUNK

OBERMOSCHEL.
Diesjährige Stipendiantin des Kunstfördervereins Donnersberg ist die Berliner Malerin Susanne Maurer – unter dem Titel „Ländliche Begegnungen“ Gast für drei Monate in der eigens eingerichteten Atelierwohnung am Marktplatz von Obermoschel.
Ihre Vita: geboren 1972 in Wolfenbüttel, Hochschulstudium der Bildenden Künste in Braunschweig bei den Professoren Hartmut Neumann und Arved D. Gorella, Meisterschülerin im Jahr 2000. Zahlreiche Ausstellungen quer durch Deutschland.
Susanne Maurer malt ausschließich Landschaften — allerdings nicht in naturalistischer Abbildung. Ihre Gemälde – von quadratischen Miniaturen, zehn mal zehn Zentimeter, bis hin zu großformatigen, raumgreifenden Arbeiten mit Öl, Acryl oder auch Wachs, schichtweise auf die Leinwand aufgetragen – entstehen nicht im Freien, sondern in ihrer Gedankenwelt. Es sind Fantasiegebilde, Stimmungsschilderungen, abstrahierte Farbregionen, möglicherweise auch Seelenlandschaften.
Stilistisch lassen sie sich kaum einordnen: expressiv, abstrakt, neoromantisch. Oft von allem etwas. Sie können beim Betrachter Erinnerungen an Gesehenes wachrufen, obwohl sie doch in einem Niemandsland angesiedelt sind. Der Horizont wird zur bestimmenden Linie: An den unteren Bildrand gerückt, eröffnet er weite Himmels- oder auch Meeresansichten. Freiräume entstehen dann, Andeutungen von Unendlichkeit in zart changierenden Abtönungen. Sie können befreiend oder bedrückend wirken.
Aus der Vogelperspektive dargestellt, verliert diese Grenzlinie an Bedeutung, oder sie löst sich ganz auf. Dann lassen imaginäre Felder, Wiesen, Seen, Bäume und Wegspuren schier unbegrenzte Kompositionen von Farben und Strukturen zu, fordern die Künstlerin zum Ringen um das eigentlich ,,Malerische“ heraus, bis das Bild für sie perfekt ist. Manche Gemälde schwelgen geradezu in Buntheit und in
komplementärer Direktheit, andere sprechen ganz leise in hauchzarten, wie verhangenen Tönen. Das Sujet ,,Landschaft“ wurde für die Künstlerin zum schöpferischen Spiel ohne Grenzen.
Nun, rund einen Monat nach ihrem Einzug in Obermoschel, gab ein Werkstattgespräch Einblick in das Schaffen der Stipendiatin. Etwa ein Dutzend Kunstinteressierte, größtenteils aus dem Förderverein, nahm an dem kommunikativen Begegnungstreffen teil.

,,Das Schöne an diesem Stipendium: man kann jedem Impuls nachgeben!“, sagt die Künstlerin
spontan. ,,Aus dem Schlafanzug in die Malklamotten, kein Kleiderzwang, keine familiären Pflichten wie Waschmaschine, Spülmaschine oder die beiden Kinder Vokabeln abhören…“
Malen ist fur sie erklärter Selbstzweck, und sich jetzt den ganzen Tag frei und ungestört dieser Lust hingeben ist ,,eine Ausnahmesituation, ein Luxus. Er steigert sich mit dem Tun.“
Bewundernswert diszipliniert lebt sie allerdings ihre Auszeit aus; morgens um 7 Uhr aufstehen, eine halbe Stunde später mit der Arbeit beginnen, bis sich am Abend die Müdigkeit einstellt. Durchgängig mit mehreren Leinwänden abwechselnd beschäftigt, weil die Farben vor jeder weiteren Beschichtung
trocknen müssen – und außerdem bedarf es der Zeit bis zur Ausreifung. Wohin ihre Intuition sie führt, das ergibt sich erst nach und nach im Entstehungsprozess. Fleißig war sie in den letzten Wochen auf jeden Fall: Eine Fülle von Miniaturen liegt auf dem Ateliertisch ausgebreitet, manche in flammendem Rot, andere, bemerkenswert gegenständliche, assoziieren Waldidyllen. Etliche fertige Bilder hängen bereits an der Wand – ästhetisch schon, voll von eigener Poesie.
Blickfang ist ein großformatiges Meeresstrandbild in feinen Sepia- und Blautonen mit filigranen Konturen. In einer Ecke stehen angefangene Leinwände — zumindest interessant.
Akribisch führt Maurer Buch über ihre Arbeiten, alle sind ohne Titel und nur auf der Rückseite nummeriert. Winzige Skizzen hat sie in einem Kalendarium sorgfältig eingeklebt und dokumentiert. Im Schnitt, schätzt sie, kommt sie auf fünf Werke pro Monat.
Im Gespräch wirkt die Berlinerin erfrischend offen. Was die Landschaft vor Ort mit ihr macht, fragt Uli Lamp. Der Blick aus dem Fenster, auf die ländliche Umgebung ist für die Städterin visueller Anreiz. In Kreuzberg sieht sie allenfalls den Baum im Hinterhof oder Menschen vorbeilaufen, das Wetter ablesbar an der Kleidung. Aber zunächst habe sie angefangen, mit ,,Standards“ zu arbeiten, ,,einfach um anzukommen“. Inzwischen hat sie schon einige besondere Ecken in der Nahe entdeckt: Sie mag den Felsen unter der Burg, den großen Baum gegenüber, sie durchstreift schon mal die Gegend mit dem
Skizzenblock. Und dann der Herbst, der gerade die Welt jeden Tag anders färbt, mit Nebelschleiern einhüllt oder mit gleißender Sonne ausleuchtet.Das Lokalkolorit empfinde sie als Anregung.
Ihre Vorgehensweise? Erst gebe sie ihren Bildern Strukturen, Himmel und Erde, dann erst stellten sich allmählich die Stimmung und Färbung ihrer Landschaften ein. Das habe nichts mit den Jahreszeiten zu tun, etwa den November düster und grau zu malen. Und manches, was sich später bestätigte, habe sie zunächst völlig aus dem Unterbewusstsein gezogen.
Ob sie die so andere Umgebung nicht einenge? Nein, eingeengt fühle sie sich nicht.
Detlof von Borries wirft ein, dass in der Vergangenheit manche Stipendiaten, drei Monate alleine und nur auf sich selbst gestellt, psychische Probleme mit dieser intensiven Selbstbegegnung hatten. Ihr, räumt Maurer ein, fehle hier das Korrektiv beim Arbeiten: Während ihrer Studienzeit waren das oft heftige Diskussionen mit Kommilitonen und dem Professor für künstlerische Fragen — solche Diskurse waren damals bis heute hoch geschätzt. Jetzt führt sie diese Gespräche mit ihrem Mann, und dabei könne es leidenschaftlich zur Sache gehen: ,,Über Arbeiten streiten können, ist total wichtig!“

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